Esslinger
Zeitung, 29.05.01
von Iris Koch
Kraftvoller Punk mit politischer Botschaft
Köngen: Punkband "Solle Vöhne" setzt sich
locker über Klischees hinweg - Vorwiegend deutsche Texte
Ihr eher alternatives Aussehen mit langer Henna-Mähne oder
wilden Rasta-Locken täuscht: Heftigem Punkrock nach dem Motto
"schnell, laut, hart" hat sich die Gruppe "Solle
Vöhne" aus Köngen verschrieben. Und auch sonst
setzen sich die fünf Musiker lässig und locker über
Klischees hinweg: Sie bezeichnen sich als "feuchtfröhliche
Truppe", wollen aber gleichzeitig auch eine politische Botschaft
rüberbringen.
Seit zwei, drei Jahren - "Genaueres läßt sich
nicht rekonstruieren" - machen die Jungs im Alter zwischen
23 und 28 Jahren zusammen Musik. Vorwiegend eigene deutsche Texte,
aber auch einige englischsprachige Coversongs finden sich im Repertoire
der Band. "alles, was einen so aufregt in der Welt"
verarbeitet er in seinen Texten, erzählt Sänger Fred
Stellmacher , der mit drei seiner Bandkollegen auf einem Hof bei
Köngen wohnt. Schlagzeuger Jürgen Retter ist vor kurzem
nach Freiburg umgezogen.
"Ihr werdet aufgefressen von eurer Gier nach Ruhm, nach Macht,
nach Geld, der Mensch wird langsam wieder zum Tier. So dreht sich
diese Welt", heißt es etwa in dem Stück "Wehrt
Euch!". Eine weiche Stelle unter dem harten Kern zeigt sich
dagegen an einer anderen Stelle: "Ich würd' so gerne
lächeln/es rollt nur eine Träne/doch morgen steh' ich
wieder auf und zeige meine Zähne." Agressiver, energiegeladener
Sound kennzeichnet den Stil der Band aus Köngen. Ganz undogmatisch
fließen je nach Lust und Laune auch mal lieblichere Töne
oder Reggae-Rythmen ein.
Ungewöhnlich ist für eine Punkband auch die Besetzung.
Neben Gesang, Gitarre, Bass und Schlagzeug ist auch ein Keyboard
mit dabei. Zwar werde man von anderen Punkbands "erst mal
schräg angeschaut, wenn man aufbaut" sagt Gitarrist
Daniel Nagel mit einem schelmischen Grinsen; das Keyboard mache
aber den Sound "verspielter und voluminöser". Einen
Bandleader gibt es bei olle Vöhne" nicht: "Bei
uns kann jeder was sagen", meint Schlagzeuger Jürgen
"Spöker" Retter, der sich übrigens auch als
echtes Zeichen-Talent entpuppt: Für die Demo-CD lieferte
er gelungene Karikaturen aller Bandmitglieder.
Bei den Auftritten von "Solle Vöhne" steht der
Spaß im Vordergrund: Wie es sich für eine Üunkband
gehört, spielen die Jungs auch mal für ein paar Bier.
Perfektionismus ist dabei nicht gefragt - perfekt ist die Combo
laut Daniel Nagel vor allem darin, Fehler zu kaschieren: "Jeder
spielt was anderes, aber keiner hört auf und irgendwann treffen
wir uns wieder." Sänger Fred Stellmacher lässt
schon mal ein paar Verse weg oder dichtet neue hinzu - Improvisation
und Power sind Trumpf.
Mit von der Partie it übrigens auch ein vierbeiniges Band-Mitglied:
"Dusty spielt Ball", stellt Bassist Hansjörg Laiolo
das Maskottchen vor. Außerdem betätigt sich die schwarze
Hündin als Model - und schaut mit treuen braunen augen dekorativ
vom CD-Cover.
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