Gaudilender
Steinerner Tausendfüssler im Kreisverkehr

Nürtinger Zeitung, Wendlinger Zeitung, 03.04.01
Ein "Tausendfüßler" dreht im Kreisel seine Runden - Vorübergehende Interimslösung
Seit Samstagabend grüßt ein Riesen-Tausendfüßler am Kreisel die herannahenden Verkehrsteilnehmer. Wer von der Landstraße 1200 aus Richtung Kirchheim nach Wendlingen fährt, der sieht sich unversehens dieser lustigen Steinskulptur gegenüber. Der vier Meter lange Geselle hat am Samstagnachmittag "Füße" bekommen, als der "Verein gegen unterdrückte Lebensfreude" das Kunstwerk Stein für Stein aufbaute. Mit Bagger, Schubkarren, Lastwagen und manch anderem Gerät ausgerüstet, wurde frische Erde am Kreisverkehr aufgeschüttet, ein Sockel für die Figur betoniert und viele Sandsteine aneinander gereiht, die den Kopf und die einzelnen Gliedmaßen des wuseligen Kerls darstellen. Aus Eisendrähten wurden alte Bergsteigerstiefel mit Beton aufgefüllt und fixiert. Den Fußgesellen mit genau tausend Beinen auszutatten, darauf hat der Verein allerdings verzichtet. Damit sich der Tausendfüßler auch richtig wohl fühlt, wurden ergänzend noch drei Trompetenbäume gepflanzt, Rasensamen eingesät und später soll noch ein Sonnenblumenfeld hinzukommen. 1000 Mark hat die Kommune für den Humus und Grassamen zugeschossen. Hakle Bunt beziehungsweise die Litop KG, zwei Untergruppen des Vereins gegen unterdrückte Lebensfreude, der wie der Name schon sagt, das Leben von der heiteren Seite aus betrachtet, hat im Landkreis bereits seit den 80er Jahren mit zahlreichen Steinfiguren für Aufmerksamkeit gesorgt. Jeder kennt die Reitschnecke "Bob" am Ortseingang von Köngen, den "Achilles", der sich genüsslich vor Denkendorf in einem Stuhl räkelt, den "Stadtgärtner" in Plochingen oder das schlüpfende Küken"Cucullus Colons" in Esslingen. Bereits während der Bauphase am Samstagnachmittag hatte das außergewöhnliche Kunstwerk für Aufsehen gesorgt. Viele Schaulustige pilgerten zum Kreisverkehr, und manch einer hatte gar einen Aprilscherz dahinter vermutet, als er am 1. April den Kreisel kreuzte. Doch darum handelt es sich beileibe nicht. Die Steinfigur wird für zirka ein halbes Jahr die Autofahrer erfreuen. Dann soll "die Interimslösung", wie Bürgermeister Andreas Hesky sagte, einem anderen Kunstwerk weichen. Schon seit der Kreisverkehr im letzten Jahr eingeweiht wurde, stand fest, dass den Krisel ein Kunstwerk zieren soll. Nach dem Motto "Gut Ding hat Weile" wurden in der Zwischenzeit acht bis neun Künstler vorgeschlagen, wovon zirka drei in die engere Wahl für einen Auftrag kommen sollen. Noch vor der Sommerpause, so ist die Zielvorstellung, wird sich der Gemeinderat für einen Künstler und sein Kunstwerk entscheiden. Voraussichtlich bis zum Herbst/Winter könnte die Plastik dann schon stehen. Bis dahin wollte man den Kreisverkehr aber nicht ganz verwaist lassen und deshalbhat kürzlich der Kulturausschuss des Gemeinderats in nichtöffentlicher Sitzung auf das Angebot des "Spaß"-Vereins reagiert und beschlossen, den Tausendfüßler zu installieren. "Vielleicht erobert er ja die Herzen der Wendlinger", so Bürgermeister Hesky, dann könne bestimmt auch ein anderer Platz für die Steinfigur gefunden werden.

'S Blättle, 12.04.01
Steine klopfen als kreative Freizeitbeschäftigung
Seit der vergangene Woche ziert ein Riesen-Tausendfüßler aus Stein den Kreisverkehr am Knoten der L 1200/Kirchheimer Straße und begrüßt de Autofahrer aus Richtung Kirchheim unter Teck kommend. Als Interimslösung wird er den Kreisel voraussictlich für die Dauer von irka einem halben Jahr schmücken. Der "Thousand Feetler" ist ein vier Meter langes Kunstwerk mit einem Rumpf aus Sandstein. Die Gliedmaßen bestehen aus Armierungseisen an denen mit Beton gefüllte ausgediente Bergsteigerstiefel angebracht sind.
Seit der Fertigstellung des Kreisels Anfang September 2000 sind Überlegungen im Gange, auf der Innenfläche des Kreisels ein Kunstwerk zu installieren. Doch dieses Aushängeschild, das die Stadteingangssituation entscheidend prägen soll, will sorgfältig ausgewählt sein. Deshalb werden derzeit Vorschläge von Künstlern gesammelt, die dem Kulturausschuss des Gemeinderates zur Beratung vorgelegt werden sollen. Noch vor den Sommerferien will sich der Gemeinderat entscheiden, wie der Kreisel künftig aussehen soll.
Gerade in den Wintermonaten gab der kahle Kreisel einrecht tristes Bild ab. Deshalb nahm der Kulturausschuss das Angebot der Künstlergruppe Litop KG an, die Innenfläche des Kreisels mit einer lustigen Steinskulptur zu schmücken. Viele Schaulustige wermuteten einen Aprilscherz als die jungen Hobbykünstler anrückten und mit Lastwagen, Bagger, Schaufeln und Schubkarren die Innenfläche des Kreisels auffüllten. Ein Betonsockel sorgt nun für den sicheren Stand der Steinfigur. So richtig zur Geltung kommen wird der Tausendfüßler erst wenn das eingesäte Gras etwas gewachsen ist und auch die drei eingepflanzten Trompetenbäume ihre Blütenpracht entfalten.
Die Litop KG gehört zum "Verein gegen unterdrückte Lebensfreude".Bekannt sind der Bevölkerung mit Sicherheit andere Kunstwerke der Litop KG, die mit ihrem außergewöhnlichen Schaffen schon mehrfach für Aufsehen sorgte. Am Köngener Ortseingang von Denkendorf her kommend sitzt beispielsweise der tonnenschwere "Achilles" am Wegesrand und verschafft seiner empfindlichen Ferse Erleichterung. Ein Sonnenschirmskelett unterstreicht dabei die relaxte Atmosphäre. 1989 hat sich die Gruppe aus Hobbykünstlern zusammengefunden. Aus den fünf Gründungsmitgliedern ist mittlerweile eine Gruppe von rund 15 Leuten geworden. "Litop" rührt vom griechischen "lithos" (Stein) her. KG steht sowohl für Kunst- als auch Klopfgruppe, wie die jungen Leute schmunzelnd erklären. Ihrer schweißtreibenden Freizeitbeschäftigung kommen die Künstler in wechselnder Zusammensetzung an den Wochenenden gemeinsam nach und rücken denharten Natursteinen mit Hammer und Meisel zu Leibe. 20 Figuren sind bisher aus dieser Arbeit hervorgegangen. Besucher des Zeltspektakels werden sich an die mit einer Gitarre rockende Figur "Lemmy" erinnern. "Gartenleuchte Theo" ziert den Nürtinger Club Kuckucksei, einige andere Litops sind im Raum Wendlingen am Neckar - Köngen zu finden.
Wenn eine endgültige Lösung für die Gestaltung der Kreisverkehrsinnenfläche gefunden ist, bedeutet dies unter Umständen noch nicht den endgültigen Abschied vom Tausendfüßler. Wenn das Kunstwerk die Herzen der Wendlinger Bevölkerungerobert, könne auch ein anderer Platz für die Plastik gefunden werden, wie Bürgermeister Andreas Hesky signalisierte.

Stuttgarter Zeitung, 19.04.01
von Gunther Nething
Wenn der Kreiselschmuck als Visitenkarte dient
Die Kommunen gehen bei der Gestaltung von Verkehrskreiseln unterschiedlich vor - Der Trend geht zum örtlichen Bezug
Wendlingen. Verkehrskreisel sind weit mehr als technische Einrichtungen. Da sie vielfach an Ortseingängen installiert sind, geben sie Visitenkarten ab. Dieser Umstand wiederum setzt in den Amtsstuben einen Ideen- und Vorschlagskreisel in Schwung.
Soll die von Asphalt umfasste und von Verkehr umbrandete Insel nicht einfach begrünt und von einem gefälligen Bäumchen gekrönt werden, so sind besondere Gestaltungskriterien gefragt. Und meist läuft's darauf hinaus, dass ortstypischen Bezügen die Vorfahrt eingeräumt wird. Paradebeispiel dafür ist die Nachbildung einer Jupitersäule, die in der Kreismitte auf der Köngener Hauptkreuzung im Neckartal an das römische Grinario erinnert. Und wäre Köngens Bürgermeister Hans Weil nicht zu spät gekommen, so hätte er nach seinen eigenen Worten das Darmol-Männle, das lange Zeit die Motorisierten auf Autobahn und B 313 grüßte, für eine (Kerzenhalter) tragende Rolle auf einem Kreisel im Gewerbegebiet verpflichtet.
Die jüngste Bereicherung des Kreisreigens im Landkreis findet sich in Köngens Nachbarstadt Wendlingen. Dort, in Richtung Kirchheim, streckt ien "Tausendfüßler" aus Steinbrocken und Armiereisen seine müden Glieder aus, die am Ende gar von festbetonierten Wanderstiefeln geziert werden. Doch was sich wie ein Gag ausnimmt, um die letzte Altschuhsammlung in künstlerische Bahnen zu lenken, ist ein Gag mit Prinzip. Geschaffen und zusammengesetzt hat den steinernen Lindwurm mit den markanten, beinahe mobilfunktauglichen Fühlern nämlich der Verein gegen unterdrückte Lebensfreude, respektive dessen Untergliederung Litop KG, wobei KG je nach Gusto für Kunst- oder Klopfgruppe stehen kann.
Die Klopfkünstler haben speziell in Köngen und Denkendorf herum schon manche Kreation in Position gesetzt, eine weitere Untergruppe des Vereins geht unterm Kürzel Hakle Bunt gegen Unterdrückungen und Verdrückungen auf ganz speziellem Felde vor. Der "Thousandfeedler" zu Wendlingen hat da gut lachen und kann ganz entspannt sein, da sich die Verkehrsverknotungen und -verhärtungen dank Kreisel wie von selbst auflösen. Auch ist sein Engagement auf ein halbes Jahr befristet, da der Kulturausschuss des Gemeinderats und der Galerieverein erst unter fast zehn Entwürfen regionaler Künstler drei Vorschläge in die engere Wahl für diebleibende Kreiselzierde nehmen wollen.
Ist es laut Wendlingens Bürgermeister Andreas Hesky etwa denkbar, dass sich die im Slogan vorkommende "Stadt am Anfang der Alb" künstlerisch wieder findet, so wollen beispielsweise die Weilheimer in punkto Kreiselschmuck den Trumpf ausspielen, der Alb so recht nah zu sein. Und so möchte sich Stadtbaumeister Roland Rendler bei der künftigen Zier für den Zirkelschluss im Stockach von den
"Elementen der Alb" leiten lassen.

Teckbote
Geschichte/Nachbildung der Schutzgöttin für den Kreisel kostet 30 000 Mark
Für Epona fehlt noch das nötige Geld
Köngen. Kreisverkehre in Frankreich sind oft originell. Da gibt es bunte Blumenformationen und Gartenlandschaften mit Wasserfällen ebenso wie moderne Kunst und Miniaturbauwerke - vielfach so schön, dass sich glatt eine Extrarunde lohnt. Jetzt bekommen die Gallier ernsthaft Konkurrenz. Und zwar aus dem Kreis Esslingen, genauer: den Nachbarkommunen Köngen und Wendlingen. Die bieten Kunst und Geschichte in ihren Rondells.
"Beim Jupiter!": Der berühmte Ausruf der Römer in den Asterix-Heften würde so manchen an der Köngener Lorch-Kreuzung entfahren. Schleudert doch der Himmelsgott Jupiter - sitzend auf einer Pferdestärke - seinen strafenden Blitz auf die PS-stärkere Menschheit.
Ein weibliches Pendant wird der allmächtige Jupiter am anderen Ortseingang bekommen. Die keltische Schutzgöttin Epona soll künftig im neuen Kreisverkehr Plochingen/Gottlieb-Daimler-Straße thronen. Die Schutzgöttin der Fuhrleute, die im Übrigen auch von den Römern verehrt wurde, soll nicht nur den Kurierendes nahe gelegenen Postfrachtzentrums beistehen, sondern auch den modernen Fuhrleuten, die auf der wenigen Metern entfernt liegenden Bundesstraßen 10 und 313 ihre hundertfachen Pferdestärken donnern lassen.
Bevor aber Epona und Jupiter gemeinsam an die keltische und römische Vergangenheit des ehemaligen Grinario erinnern können, gilt es noch ein Problem zu lösen: 30 000 Mark braucht die Gemeinde, damit ein Bildhauer aus dem etwa 30 Zentimeter großen Köngener Fundstück eine weithin sichtbare Göttin in Stein meißeln kann. Vielleicht sollten die Köngener den schnöden Gott Mammon um eine milde Gabe bitten? Oder sich doch besser auf die Suche nach Sponsoren machen. Das hat Bürgermeister Hans Weil vor, um seine Idee zu verwirklichen.
Ganz umsonst kam Wendlingen zur Kunst in einem neu angelegten Kreisel. Am Ortsausgang Richtung Kirchheim hat sich ein sieben Tonnen schwerer Tausendfüßler niedergelassen. Das vier Meter lange Tier ist made in Köngen. Und zwar von der Litop AG, wie sich die Bildhauergruppe des "Vereins gegen unterdrückte Lebensfreude" nennt. Deren Figuren etwa Achill, die Rastaschnecke Bob an Köngens Ortsrand von Denkendorf oder der Gitarrist Platten-Hart beider Jupitersäule, sind über Köngen hinaus bekannt. Den Tausendfüßler, die bisher größte Skulptur der kreativen Truppe, hat der Verein in den Nachbarort verfrachtet. Dort darf er verschnaufen, bis er einem anderen Kunstwerk weichen muss. Wendlingens Gemeinderat hat sich jedoch noch für kein konkretes Projekt entschieden.

Nürtinger Zeitung, Wendlinger Zeitung, 26.04.01
Votum für "Tausendfüßler"
Wendlingen. Ein klares Votum für den Verbleib des "Tausendfüßlers" am Rand des Kreisverkehrs am östlichen Stadteingang sprach in der letzten Gemeinderatssitzung Stadtrat Otto Krautwasser (Freie Wähler) aus. Die Bevölkerung sei von diesem Kunstwerk des "Vereins gegen unterdrückte Lebensfreude" hochbegeistert, deshalb stelle er den Antrag, das "Ding stehen zu lassen". Bürgermeister Andreas Hesky erinnerte daran, dass der Kulturausschuss die Aufstellung dieses steinernen Kunstwerks für sechs Monate befristet habe. Über die künstlerische Gestaltung der Fläche im Kreisverkehr wolle man im Ausschuss noch diskutieren. Gegebenenfalls werde aber das Werk der Steinkünstler aus der Nachbargemeinde Köngen an anderer Stelle in der Stadt einen Platz finden.

Nürtinger Zeitung, Wendlinger Zeitung, 30.07.01
Kunst im neuen Kreisel sorgt für Emotionen
Kulturausschuss des Gemeinderates legt des Vorhaben erstmal "auf Eis" - Tausendfüßler nur Provisorium aif Zeit
Wendlingen. Trotz der bestens mit Wanderschuhen bestückten vielen Beine des steinernen Tausendfüßlers kommt er auf seinem Standort, dem Kreisel am Stadtausgang in Richtung Kirchheim, nicht voran. Dennoch sind die Tage dieser originellen Gestaltung der Kreisfläche gezählt. Für Stadtverwaltung und Kulturausschuss ist das steinerne Tier samt der derzeit blühenden Sonnenblumenfeldes ein Provisorium auf Zeit. Dieser Gestaltung fehle jeglicher Bezug zur Stadt, meint Wendlingens Bürgermeister und zeigt sich gleichzeitig enttäuscht darüber, dass der Kulturausschuss des Gemeinderates Bemühungen um eine künstlerische Gestaltung dieses Stadteinganges vorerst "auf Eis gelegt" hat.
Zur Vorgeschichte: Anfang April haben die Mitglieder der Litop AG, eienr Gruppierung des Köngener Vereins "gegen unterdrückte Lebensfreude" nach Absprache mit der Stadtverwaltung den Tausendfüßler in mühevoller Arbeit inmitten des neuen Kreisels am östlichen Stadtausgang aufgestellt, haben die Fläche mit Gras- und Sonnenblumensamen eingesät. Ein halbes Jahr lang, so der Wille der Stadtverwaltung und des Kulturausschusses, soll dieses steinerne Tier im Kreisel bleiben dürfen. Bis dahin, so hoffte man im Frühjahr, werde der Wunsch, den Kreisel mit einem Kunstwerk zu gestalten, realisiert. Jetzt kam alles ganz anders.
Das beschuhte Steintier sitzt immer noch im Kreisel, sehr zur Freude vieler Wendlinger. Die Bemühungen des Kulturausschusses um "Kunst im Kreisel" sind vorerst eingestellt. Von Anfang an habe man bei der Stadtverwaltung die Absicht gehabt, diesen Stadteingang künstlerisch zu gestalten, hatte Bürgermeister Hesky schon im April betont. Sitzungen des Kulturausschusses, die sich mit dem Thema befassten, waren allerdings nichtöffentlich. Auf Anfrage berichtet Bürgermeister Hesky jetzt davon, dass beim Bau des Kreisel rund 100 000 Mark nicht verbraucht worden waren und diese nach dem Willen des Kulturausschusses für eine künstlerische Gestaltung des Kreisels ausgegeben werden sollten.
In Zusammenarbeit mit dem Galerieverein hat sich der Kulturausschuss darauf verständigt, vier Künstler in Erwägung zu ziehen, ihnen den Auftrag zu geben, sich Gedanken zur Gestaltung zu machen. Um eine Entscheidung treffen zu können, waren zudem Atelierbesuche bei allen vier Künstlern geplant, darunter auch einer aus der über Millstadt befreundeten italienischen Gemeinde San Daniele. Ein erster Besuch bei einem der bisherigen Stipendiaten des Landkreises in Plochingen hat bereits stattgefunden.
Bevor jetzt weitere Atelierbesuche vorgenommen werden konnten, scheint das Thema "Kunst im Kreisel" in der jüngsten nichtöffentlichen Sitzung des Kulturausschusses derart emotional diskutiert worden zu sein, dass vorerst das ganze Projekt "auf Eis" liegt. Argumente von einzelnen Mitgliedern des Kulturausschusses, angesichts der anstehenden Aufgaben in der Stadt sollten keine Gelder für derartige Projekte ausgegeben werden, hatten sich durchgesetzt.
Jetzt besinnt man sich vorerst auf Überlegungen, die parallel zur künstlerischen Gestaltung angestellt wurden: zu einer landschaftsgärtnerischen Gestaltung. Vorschläge liegen längst vor. Im Kreis wird ein Kegelstumpf angelegt, der den Standort für ein mögliches Kunstwerk genauso vorsieht wie eine Bepflanzung. Bürgermeister Andreas Hesky möchte das Thema "Kunst im Kreisel" auf ruhigere Zeiten nach der Sommerpause verschieben und dann das Thema erneut und wohl auch öffentlich diskutieren und vorantreiben. Für das Stadtoberhaupt ist eine künstlerische Gestaltung des Kreisels sehr wichtig. Im Tausendfüßler sieht er keinen Bezug zu Wendlingen und der scheint ihm ganz wichtig zu sein. Kinst könne durchaus auch Identität mit einer Kommune fördern. Ende September läuft die sechsmonatige Interimsfrist für den Tausendfüßler übrigens ab. Und nachdem Wendlingens Bürgermeister nichts davon hält, diese Interimslösung "auf kaltem Weg zu einer dauerhaften Lösung" werden zu lassen, muss wohl damit gerechnet werden, dass die Zeit dieses steinernen Zeitgenossen wirklich begrenzt bleibt.

Viele Wendlinger haben sich mit dem Tausendfüßler längst angefreundet
Seit Anfang April hat er vom neu geschaffenen Kreisel am östlichen Stadtausgang Wendlingens regelrecht Besitz ergriffen, der Tausendfüßler der Litop AG, einer Untergruppe des Köngener Vereins "gegen unterdrückte Lebensfreude". Saß er anfangs noch auf nacktem Erdreich, machen ihm die Blüten eines Sonnenblumenfeldes längst Konkurrenz. Viele Wendlinger haben sich mit dieser Gestaltung des Kreisels und mit dem originellen Steintier längst angefreundet. Für die Stadtverwaltung und den Kulturausschuss ist diese Gestaltung nur eine Interimslösung - auch wenn die Bemühungen für eine künstlerische Gestaltung zwischenzeitlich "auf Eis gelegt" wurden.

Nürtinger Zeitung, Wendlinger Zeitung, 02.08.01
Den Jux vorerst gestoppt
Helmut Stephan, Wendlingen. Zum Artikel "Die Kunst im neuen Kreisel sorgt für Emotionen" vom 30. Juli. Für die meisten Wendlinger ist der Tausendfüßler wirklich nur eine Zwischenlösung. Die Aussage eines Stadtrates, die Wendlinger hätten sich mit der Arbeit (dem Kunstwerk) der Köngener Spaßgruppe angefreundet, ist für mich nicht nachvollziehbar. Bis heute habe ich noch keine Aussage eines Wendlingers, der für den Erhalt des so genannten Kunstwerkes wäre. Für die meisten ist es ein Jux, bis zu einer Lösung, die von der Mehrheit der Bürger, nicht nur vom Stadtrat, der Verwaltung und eineigen Auserwählten getragen wird. Daher ist die Aussage von Bürgermeister Andreas Hesky zu begrüßen, sich mit der ganzen Angelegenheit Zeit zu lassen und bei der Gestaltung einen Bezug zur Stadt herzustellen. Warum eigentlich immer die nichtöffentlichen Sitzungen, haben eineige Stadträte Angst, sich öffentlich zu äußern, oder kann man dann seine Meinung ändern, ohne das es bekannt wird? Auch sollten Vorschläge, wie sie ein Bürger am 8. Mai in der Wendlinger Zeitung gemacht hat, wenigstens in die Diskussion mit einbezogen werden. Bestimmt gibt es noch mehrere Themen, die dargestellt werden könnten. Daher zum Schluß nochmals ein Danke an den Bürgermeister, dass er den Jux vorerst gestoppt hat.

Nürtinger Zeitung, Wendlinger Zeitung, 03.08.01
Gegenteil ist der Fall
Hartmut Burmeister, Wendlingen. Zum Leserbrief "Ein Armutszeugnis" vom 1. August und zum Artikel "Kunst im neuen Kreisel sorgt für Emotionen" vom 30. Juli. (...)
Leider musste ich dem Beitrag der Wendlinger Zeitung zum Thema Kreisel entnehmen, dass eine Äußerung, die mir gegenüber bereits vor Monaten, als dieses kreative und hübsche Gebilde entstand, gemacht wurde, nun doch Tatsache werden soll. Es hieß damals: "Was die Stadt da für a Nasawasser krieagt hot, des taugt sicher nex, da muass erscht a Künschtler für viel Geld her, damit ebbas rauskommt, des onsrer Stadt würdig ischt." Damals habe ich noch abgewiegelt und gemeint, dass man doch nicht so dumm sein könne, dieses Freizeit-Kunstwerk, als das ich es ansehe, und zu dem man so günstig gekommen sei, wieder zu entfernen. Und nun muss ich lesen, dass der Bürgermeister unserer Stadt der Meinung ist, dass sich die Bürger damit nicht identifizieren können. Mir scheint, das Gegenteil ist der Fall, wie ich bei manchen Gesprächen der letzten Tage hören konnte.
Wenn bei der Stadt noch übriges Geld ist, so könnte dieses doch sicher sinnvoll ins Stadthaus oder bei der "Bevorratungvon Personal fürs Freibad" investiert werden.

Nürtinger Zeitung, Wendlinger Zeitung, 06.08.01
Es gibt wichtigere Dinge
Hans Höglinger, Wendlingen. Zum Artikel "Kunst im neuen Kreisel sorgt für Emotionen" vom 30. Juli. In Wendlingen gibt es wahrlich nicht vieles, was zum Schmunzeln animiert. Nun soll sogar dem steinernen Tausendfüßler schnellstens der Garaus gemacht werden, da ihm angeblich der Bezug zur Stadt fehlt! Das sehen bestimmt nicht alle Bürger so, viele getrauen sich auch im Freien zu Lachen und tun das nicht nur im Keller. Dabei wäre durchaus ein Bezug zur Stadt erkennbar, es bedürfte lediglich einer kleinen Korrektur. Der "Verein für unterdrückte Lebensfreude" (auch dieser Name hat durchaus einen Bezug zu Wendlingen, auch wenn es sich um Köngener Künstler handelt) müsste lediglich die Wanderschuhe und die Fühler des Tierchens gegen Eisenräder und eckige Abgasrohre ersetzen, schon hätte man den absoluten Bezug zum wirklichen Wahrzeichen Wendlingens, zu der die Lebensfreude unterdrückenden Teckbahn. (...)
Teckbote, 08.02
Neuer Standort für den Tausendfüßler und ein Kegelstumpf für den Kreisverkehr
Zugegeben, der Tausendfüßler - gebaut von den pfiffigen Mitgliedern der Köngener Gruppe "Hakle Bunt" -, der zwei Jahre im Kreisel am östlichen Stadteingang Wendlingens seinen Standort hatte, polarisierte. Das steinerne Gebilde aus Sandstein, Mörtel, Baustahl und einige Paar Arbeitsschuhe stieß auf Begeisterung oder auf totale Ablehnung. Von Anfang an hatte der steinerne Geselle nur ein befristetes Duldungsrecht, das jetzt abgelaufen ist. Die Väter dieses originellen Ungetüms bauten in der vergangenen Woche den Tausendfüßler ab und brachten den fünf Meter langen und sechs Tonnen schweren Steinkoloss in die Schäfenhauserner Starße. Dort, an der Einfahrt zum Haus der Feuerwehr, hat der Geselle Asyl bekommen. Kein schlechter Platz. Mit seinen schier beweglich anmutenden Beinen und dem handfesten Schuhwerk ist er ein wenig auch Symbol für die Männer und Frauen, die immer dann zu rennen anfangen, wenn Hilfe gebaucht wird. Kaum hat der Tausendfüßle auf Wunsch des Gemeinderats den Kreisel geräumt, sind dort Baufahrzeuge angerollt. Nein, auf Kunst im Kreisel verzichtet Wendlingen vorerst (auch weil's Geld fehlt). Bis zum großen Ereignis, dem Deutschen Trachtenfest allerdings, soll das Kriselrund mit einem stumpfen Kegel versehen werden. Vielleicht macht der dann auch die Autofahrer, die bisher den kürzesten Weg über den Kreisel gesucht haben, auf den wirklichen Fahrbahnverlauf aufmerksam.
Esslinger Zeitung, 06.08.02
Tausendfüßler in Sicherheit
Wendlingen. - "Das war unser arbeitsintensivstes Objekt", sagt Jochen Maier über den Tausendfüßler, der seit kurzem vor dem Wendliner Feuerwehrmagazin krabbelt. Das 6 Tonnen schwere Tierchen hat die Köngen-Wendlinger Gruppe "Hakle Bunt" geschaffen, das ist die steinklopfende Untergruppe des berühmt-vergnüglichen "Vereins gegen unterdrückte Lebensfreude". Arbeitsintensiv war das Krabbelviech, weil es tliche Paare Arbeitsschuhe trägt - und zwar echte. "Die durchzulaufen hat einige Jahre gebraucht", erklärt Maier.
Mit dem neuen Gehege unter Bäumen sind die Erzeuger zufrieden. "Das ist ein richtig schöner Platz", findet Jochen Maier. Auch wenn es die Feuerwehrleute beim Einsatz eilig haben, werden sie die Skulptur kaum beschädigen. Genau das war am alten Standort passiert: Am Kreisel am Wendlinger Ortsausgang in Richtung Bodelshofennahmen immer wieder eilige und alkoholisierte Autofahrer die Abkürzung durchs Grün. Das soll ein angehäufter Hügel im Kreisel künftig verhindern.
Nach künstlerischer Verarztung des Gliederfüßlers packte "Hakle Bunt" den Sechstonner auf einen Radlader und verfrachtete ihn zur Feuerwehr, die mit Sekt auf den tierischen Eingangsbereich anstieß.